Wasser-Musik
 

 
Händel, Kagel, Brahms und Telemann kuren in Offenbach
 
im Hafen 2 in Offenbach am Main. Für uns ein neuer Aufführungsort,
das 250jährige Händel-Jubiläum und jede Menge Wasser.
 

 
Vokalisten : Theresa Buschmann, Jörg Echtler, Stephanie Fehling, Renate Fresow, Werner Hocke, Pamela Kipp, Rudolph Klemisch, Gerda Pult, Winfried Pult, Katharina Schaller-Wenzlitschke, Gefion Schwarz, Renate Vogl, Talib Richard Vogl, Dieter Wenzlitschke
 
Cembalo und Flügel : Miriam Altmann
 
Dramaturgie : Ingunn Wittkopf
 
Gesamtleitung : Theresa Buschmann
 

 
Wie erholen sich Komponisten vom kreativen Stress? Und wo erholen sie sich?
Auf Empfehlung des "Illustrierten Bade -Blatts" von 1891 in Offenbach am Main.
Es gibt: die Kaiser-Friedrich Quelle, Musik, Gespräche und tiefe Einblicke ins Komponistenleben.
 
Irgendwann an der Trinkkurhalle der Kaiser-Friedrich-Quelle: Händel gönnt sich zu seinem 250jährigen Jubiläum eine Kur. Telemann, einst eine europäische Berühmtheit und gewesener städtischer Musikdirektor im nahen Frankfurt, tauscht auf Empfehlung des "Illustrierten Bade-Blatts" sein gewohntes Pyrmonteser gegen Offenbacher Wasser ein. Der passionierte Raucher Brahms verkostet lieber die Produkte der Bernardschen Tabakfabrik. Händel und Telemann haben sich seit ihren gemeinsamen Studientagen nicht mehr gesehen. Nur Briefe, musikalische Ideen und ein paar Blumenzwiebeln sind zwischen London und Hamburg gewechselt worden. Ob mit Telemanns Garten alles zum Besten stünde? Was gibt's Neues von der Londoner Oper? Brahms bewundert die alten Meister - in seinen eigenen Bearbeitungen. Die "Variationen über ein Thema von Händel" nennt er sein Lieblingswerk. Er ist auch derjenige, der Händels Kammerduette für das Pianoforte zu bearbeiten pflegte. Händel fühlt sich geehrt, Telemann vernachlässigt. Der als Vielschreiber und musikalische Manufaktur Gescholtene hat es schwer in einer Welt von Musikgenies. Trotzdem tauschen die Kollegen Lebensgeschichten und Erfolgsrezepte aus. Inkognito sei noch ein weiterer Tonsetzer im Bade, ob einer der Herren etwas von diesem wisse? Ein ganz Radikaler soll der sein mit einem gewissen Anhang zum Alten. Von Händel über Brahms zu Kagel und zurück solle eine seiner Kompositionen führen. Ah, eine musikalische Pastete? Nicht ganz.
 
Können Komponisten abschalten? Eher nicht. In geselliger Runde am Trinkbrunnen kann das Networking gepflegt werden. So manch einer der Protagonisten holt sich Anregungen aus der Vergangenheit und vom geschätzten Kollegen. Eine kreative Vernetzung des vorhandenen Ideenpools findet statt. Oder ist es eher Plünderung, Umnutzung, ein Weitergeben, Faszination rückwärts?
 
Was ganz trocken nach Rezeptionsgeschichte klingt, wird mit Musik zum erfrischenden Nass: Wir präsentieren ausgewählte "Arkadische Duette" von Händel einmal im Original mit Cembalo in Originalstimmung und im Vergleich die Harmonisierung von Brahms mit modernem Flügel. Telemann ist mit einer a capella-Komposition vertreten. Miriam Altmann wird Händels "Aria con variazioni HWV 434/3" auf dem Cembalo den "Variationen op.24" von Brahms auf dem modernen Flügel gegenüberstellen, gespielt in der Reihenfolge, die Kagel für sein Orchesterstück über dieses Thema gewählt hat.